Bericht vom Jugendtörn 2009Nach dem "Abenteuer Bornholm" des letzten Jahres führte uns der Jugendtörn 2009 wieder rund Rügen. Für fast alle Teilnehmer war es die erste Erfahrung mit dem Fahrtensegeln, und für die Hälfte sogar der erste Kontakt mit dem Segeln überhaupt. Wir trafen uns am Sonnabend, dem 22. August, auf dem Berliner Hauptbahnhof und fuhren mit der Bahn nach Greifswald. Diesmal war der Zug bereits auf der Hinfahrt so voll, dass wir trotz geschickter "Einsteige-Strategie" (zwei Teilnehmer stiegen ohne Gepäck ein und blockierten Plätze für alle) keine zusammenhängenden Plätze bekamen. Aber alle kamen mit, und irgendwann hatte auch jeder einen Sitzplatz. Am Bahnhof in Greifswald warteten bereits die vorbestellten Taxen, so dass wir 20 Minuten später unsere beiden Schiffe, die SY Seebär und die SY Grand Crû, betreten konnten. Unser Gepäck und der riesige Berg (angelieferter) Lebensmittel waren schnell verstaut, so dass wir den Nachmittag über Zeit hatten, uns mit den Schiffen, insbesondere mit den Schwimmwesten, Lifebelts, Leinen und Ventilen vertraut zumachen.
Am nächsten Morgen warfen wir um 9:30 Uhr die Leinen los, passierten um 10:00 Uhr die Ziehbrücke von Wyk und fuhren in den Greifswalder Bodden. Es war ein sonniger warmer Tag, nur der Wind ließ noch auf sich warten. Die ersten Meilen wurden unter Maschine zurückgelegt. Wir nutzten die Maschinenfahrt dazu, dass jeder Teilnehmer ein Boje-über-Bord-Manöver fuhr und übten das Steuern des Schiffes mit dem Steuerrad nach dem Kompasskurs, was auch für die erfahrenen Opti-Segler eine Umstellung bedeutete.
Zum Abendessen zauberte Jonas aus seiner riesigen Gepäcktasche eine - man glaubt es kaum - Crèpes-Pfanne hervor. In Verbindung mit Silkes neuem Gaskocher wurden in der Plicht exzellente Crèpes gebacken, mit denen die Mannschaft zur untergehenden Sonne verwöhnt wurde. Anschließend beschlossen die Jungen unter den Crew-Mitgliedern an Deck zu schlafen. Zwar wurde ihre Idylle anfangs noch von nervenden Mückenschwärmern gestört, aber bald konnten sie ungestört die Sterne am klaren Nachthimmel genießen. Am nächsten Morgen wurden bereits um sieben Uhr die Leinen wieder
losgemacht, wollten wir doch die Öffnung der Rügen-Brücke
um 8:30 Uhr erreichen. Es war wieder ein sonniger Tag, und auch Windstärke
und -richtung stimmten. Wir konnten den schmalen Tonnenstrich entlang
nach Hiddensee mit raumem Wind segeln. Morgens jedoch war der Wind wieder moderat. Wir legten unter Maschine
ab, konnten aber bereits an der Ansteuerungs-Tonne von Vitte die Segel
setzen. Es musste sehr genau gesteuert werden, standen doch die Gänse
und Möwen mit trockenen (!) Bäuchen nahezu direkt neben uns.
Kaum hatten wir den Dornbusch, die Nordspitze von Hiddensee, passiert,
setzte der erwartete Seegang ein. Die Mannschaft wurde zusehends bleicher
im Gesicht und immer schweigsamer. Neptun forderte seine ersten Opfer.
Starker Wellengang bei wenig Wind ist aber auch eine äußerst
unangenehme Mischung. Um 16:00 Uhr hatten wir jedoch in Glowe wieder festen
Boden unter den Füßen, und sofort ging es allen besser. Am Vormittag des nächsten Tages wehte der Wind mit ordentlichen fünf Windstärken aus westlicher Richtung. Wir banden ein Reff ins Großsegel und legten Kurs Ost, Richtung Freest, an. Unser Kurs führte uns dicht an der Rügener Küste entlang, so dass uns die berühmten Kreidefelsen zum Greifen nah erschienen. Dann flaute der Wind jedoch ab, wir bargen die Segel und fuhren mit Maschinenkraft zunächst durch das"Landtief"- und anschließend durch die "Knackbrücken"-Rinne nach Freest. Freest ist ein hübsches Fischerdorf und Heimat unzähliger Fischkutter und eines Seenot-Rettungskreuzer, den unsere Jungens hochinteressant fanden. Der nächste Morgen bescherte uns einen sonnigen Himmel. Ideales
Wetter für die anstehende Taufe unserer Seefahrer-Novizen. Bisher
hatten sie alle Herausforderungen, die unser Törn bereit hielt, prima
bestanden. An unserem letzten Segeltag hatten wir bedeckten Himmel und zunächst
wenig Wind. Nachdem das Reevevitzer Höft hinter uns lag, konnten
wir Segel setzen. Auf einmal jedoch waren alle Jungens unter Deck verschwunden.
Der geheimnisvolle Grund hierfür: Unmengen von "Wasserbomben"
mussten gefüllt werden! In Höhe der Ansteuerungs-Tonne Greifswald
wurden die Piratenflaggen auf beiden Schiffen hochgezogen: Um 16:00 Uhr machten wir nach sieben Tagen wieder in Greifswald fest. Eine Woche Segeln bei bester Stimmung und schönem Wetter lag hinter uns. Hier befindet sich eine Bildergalerie mit weiteren Bildern: |