Bericht vom smb-Jugendtörn 2014Wenn auch beim diesjährigen Jugendtörn der Seemannschaft Berlin e.V. (smb) ab dem zweiten Tag alles anders sein sollte als bisher, so ließ er sich doch am ersten Tag so erfolgversprechend an wie die früheren Törns: Wir waren 3 Schiffe mit 18 jugendlichen Teilnehmern plus 3 Betreuer(innen) und 3 Skipper – also optimal besetzt. Unsere Flotte bestand aus Rainer Druckers Grand Crû mit Carmen Wolfram-Wienberg als Betreuerin und dem Seebär mit Klaus Westendorff und Silke Dyroff als Betreuerin. Das dritte (hinzu gecharterte) Schiff, die Starlight, wurde von zwei erfahrenen smb-lern geführt: von Gunther Herdam als Skipper und Andreas Schurawlow als Betreuer. Bei der Bahnfahrt nach Greifswald mit dem Regionalzug am Samstag, dem 16. August 2014, kam wieder unsere bewährte Sitzplatz-Erlangungsstrategie zum Zuge, nämlich bereits in Südkreuz in den aus Süden kommenden, mit Berlin-Touristen gefüllten Zug zuzusteigen, um dann am Hauptbahnhof, wenn die "Touris" aussteigen, sofort deren frei werdende Plätze zu belegen. Der Vercharterer der Starlight hatte netterweise für uns ein Riesen-Partyzelt mit zwei Biertischgarnituren aufgebaut, so dass wir unseren ersten Abend - wie schon Tradition - mit Grillen und Spielen verbringen konnten. Alles deutete also darauf hin, dass es wieder ein schöner Segeltörn werden würde – wenn da nicht der Wetterbericht gewesen wäre: Vorausgesagt waren Windstärken von 6 bis 7, in Böen 8 bis 9. Das sind zuviel für einen Jugendtörn mit unerfahrenen Teilnehmern. Daher fiel bereits am Samstagabend die Entscheidung, am Sonntag nicht auszulaufen. Hafentage in Greifswald hatten wir in der Geschichte der Jugendtörns noch nie. Am Sonntag bestand also ausreichend Gelegenheit, Einweisungen zu Rettungswesten, Life-Belts, Fallen, Reff- Einrichtung usw. zu geben. Auch "Fender-Knoten" wurden geübt. Gegen Mittag zogen wir dann zum Strandbad von Eldena (6 km zu Fuß!), um dort Schlagball und Frisbee zu spielen. Marschieren und Spielen machen natürlich hungrig. Aber auf die Idee, etwas zum Essen mitzunehmen, war keiner gekommen. Gott sei Dank stießen wir auf einen Imbiss mit leckeren Fischbrötchen, der uns vor dem "Hungerast" bewahrte. Am Montag gab es erneut Windwarnungen von 6 bis 7, in Böen 8 bis 9, was den zweiten Hafentag in Greifswald bedeutete. Nach Schlauchbootfahren im Hafen am Vormittag haben wir dann am Nachmittag noch eine Bowlingbahn aufgesucht. Der Dienstag erwies sich als "same procedure as every day", nämlich Hafentag wegen Starkwind. Wir vertreiben uns die Zeit mit Kartenkunde, Schlauchbootrennen, Drachenboot fahren, Wetterbericht studieren, Essen, Spielen usw. Erstaunlicherweise hatten die Jugendlichen mit diesem Notprogramm kein Problem. Am Mittwoch immer noch vorausgesagte Windstärken von 6 bis 7, daher wieder kein Auslaufen. Aber am Nachmittag soll der Wind abflauen. Heute ist das Erlebnisbad Greifswald angesagt. Wir spielen "Abschlagen" im Wasser bis uns die Augen brennen. Danach erholen wir uns gemeinsam im Whirlpool, anschließend tauchen wir in den Wildwasserkanal ein. Die älteren Jugendlichen von Gunthers Schiff sind nicht mit dabei, sie laufen am Nachmittag mit der Starlight für eine "Proberunde" aus. Man ist froh, dass bei der Ansteuerungstonne Greifswald die Rückfahrt angesagt ist, denn Wind und Wellen waren doch noch sehr heftig. Am Donnerstag endlich Windstärken von nur noch 4 bis 5 - wir können auslaufen! Mit Schwimmwesten und Lifebelts ausgestattet und mit einem Reff im Groß ging es hinaus. Die Übungen der letzten Tage zeigten Erfolg. Festmacher aufschießen, Fender verstauen usw. klappten auf Anhieb. Voller Spannung fuhren wir zur Klappbrücke von Wiek. Alle Crewmitglieder bewegten sich auf dem Schiff wie erfahrene Segler - unser "Trockentraining" der letzten vier Tage zeigte Wirkung. Gleich nach Verlassen der Molenköpfe der Greifswalder Wiek setzten alle drei Schiffe die Segel. Nicht nur die Sonne strahlte – ein(e) jede(r) genoss die rauschende Fahrt mit raumem Wind. Jede(r) konnte mal das Schiff auf Kurs halten und üben, Schiffsbewegung und Kompassnadel in Einklang zu bringen: Wie weit muss ich am Steuerrad drehen, um den Kompassstrich wieder auf meinen Steuerstrich zu bringen. Und vor allem: in welche Richtung? Zuerst orientierten sich die jugendlichen Segler strikt am Kompass bis sie merkten, dass man die Richtungsänderungen des Schiffes durch Anluven und Abfallen viel leichter durch den Blick auf den Horizont mitbekommt. Auch tut sich ein Segel-Novize wahrscheinlich mit der Radsteuerung einer Yacht leichter als ein Jollensegler, der die Pinnensteuerung gewöhnt ist. Das Ziel der heutigen Fahrt war Lauterbach. Die Starlight als schnellstes Schiff der Flotte ging kurz vor der Ansteuerung noch einmal auf Gegenkurs, um den idealen Segelwind zu nutzen und sich ein bisschen wegen der untätigen Zeit der letzten Tage im Hafen zu entschädigen. Leider mussten wir am Freitag schon wieder zurück nach Greifswald. Der Wind kommt aus Südwest mit Windstärke 4 bis 5, also ein guter Anlieger. Trotz der eingebundenen Reffs haben die Schiffe eine ordentliche Krängung. Der Rudergänger hat gut zu tun, nicht den Halt zu verlieren. Die eine oder andere Welle schwappt über das Deck. Es wird aber niemand seekrank. Nach dem Klarieren der Schiffe in Greifswald - sie kamen fast gleichzeitig dort an - führen wir natürlich noch unsere traditionelle "Seetaufe" durch. Die Neulinge müssen durch das Absolvieren mehrerer Aufgaben beweisen, dass sie in der einen Woche wichtige seemännische Fähigkeiten erworben haben, wie z. B. sicher über schwankende Planken zu gelangen, um in den Kreis der Seefahrer aufgenommen zu werden. Trotz der vielen Hafentage innerhalb einer Woche waren am Ende dennoch alle Crew-Mitglieder ausgesprochen glücklich. Denn dieser smb-Jugendtörn ist wirklich ein ganz besonderer gewesen.
|